Rückblick in den März 2020...UNGEWISSHEIT
Da will ich das erste mal in 31 Jahren in dieser Welt auf eine Fernreise gehen
…Und dann PANDEMIE!
Als ich im Februar das erste Mal von Corona hörte, nahm ich es nicht weiter ernst für meine Reise in die Mongolei, die ja im Mai starten sollte.
„Ist bestimmt wieder nur so ne Panikmache von den Medien und bis ich los fahre spricht kein Mensch mehr davon“ dachte ich und schenkte diesem Thema keine weitere Beachtung.
Doch einige Wochen später schon, sah ich mich heulender weise und sehr deprimiert einer stark veränderten Situation gegenüber stehen, die die Reise und damit die Lebensplanung für die kommenden 12 Monate meines Lebens stark in’s Schwanken brachte.
Die Grenzen von nahezu allen für die Reise relevanten Ländern wurden vorerst geschlossen.
Und um zeitlich schonmal einige Wochen vorauszugreifen: Das russische Konsulat legte seine Arbeit bis voraussichtlich Anfang MAI nieder und der Bearbeitungsprozess meines Visums wurde somit gestoppt. Selbst das Reisen innerhalb Deutschlands würde kaum noch möglich sein, da Restaurants und Hotels ihren Betrieb bis auf weiteres dicht machten.
Sogar das Motorradfahren galt plötzlich für einige Menschen als ‚fahrlässig‘, weil man im Gegensatz zu anderen Fortbewegungsmitteln bei einem Unfall deutlich schneller im Krankenhaus landet und somit Betten für viruserkrankte blockiert.
In dieser zugegeben sehr dunklen Zeit, in der ich viele Tränen vergossen habe, weil ich plötzlich meinen Traum nicht mehr greifbar vor mir hatte, sondern nur noch Luft und Nebel sah, die wie eine weiße Wand vor meinem inneren Auge den Blick in meine Zukunft verdeckten, wollte ich mich nur noch verkriechen und nichts mehr tun.
Regungslos lag ich in meinem Bett, starrte in die Luft oder auf den Bildschirm, der mich durch Filme in eine andere Welt eintauchen ließ, sodass ich die meine für einen Moment vergessen konnte.
Ein Anruf holte mich schnell in die Wirklichkeit zurück. Es war Markus, der ein paar Tage Urlaub vor sich hatte, die er nun mit dem Motorrad nutzen wollte: „Schlecht drauf sein ist ja okay, aber sich deswegen verkriechen und nix machen?!“
Etwas missmutig packte ich also mein Zelt, schnappte mir Queeni und fuhr zu ihm.
Ihn zu sehen tat gut, Ablenkung von meinen Gedankenkreisen und endlich wieder lachen.
Kaum saß ich auf dem Motorrad hatte sich die Lethargie verabschiedet und an ihre Stelle trat das gute Gefühl ‚on the road‘ zu sein. Die Landschaft zog an mir vorbei, wie vorher meine Gedanken und ich war voll und ganz in diesen Moment eingetaucht, der all die Sorgen und Fragen rund um die Mongoleipläne stumm schaltete.
Nach zwei Tagen auf dem Motorrad und einer Nacht im Zelt , mitten in der Natur kehrte ich mit einer anderen Energie nach Hause zurück.
Wieder handlungsfähig griff ich zu einem Buch, dass mir eine Freundin vor kurzem geschenkt hatte: Der kleine Buddha auf dem Weg zur Veränderung.
Und ich las über Loslassen, Vergänglichkeit und Sicherheit.
Meine Gedanken füllten sich mit Ruhe und Gelassenheit, je mehr ich las.
„Letzten Endes bleibt einem gar nichts anderes übrig, als sich mit der Ungewissheit anzufreunden und mutig nach vorne zu blicken.
Das ist besonders auf einer Reise so, trifft aber eigentlich auf das ganze Leben zu.
Jeder Tag ist anders und niemand weiß, was genau passieren wird.
Es gibt nichts, gar nichts, an dem man sich festhalten kann, weil nichts ewig andauert.“ (Der kleine Buddha und die Kraft der Veränderung von Claus Mikosch)
Ungewissheit. Da war es, das Wort, welches meine aktuelle Situation beherrschte.
Diese Zeilen führten mir vor Augen, wie sehr ich die letzten Tage an meinen Plänen festgehalten hatte, die ich für so sicher hielt - bis die Pandemie eine nie da gewesene tiefgreifende und weitreichende Veränderung auf beinahe der ganzen Welt herbeiführte.
Hatte ich zuvor innerlich noch dagegen angekämpft, wusste ich nun was zu tun war:
Die Situation annehmen und dann die Vergangenheit loslassen.
Meine Pläne ab Mai in die Mongolei aufzubrechen, ich musste sie loslassen um wieder frei zu sein für das, was das Leben statt dessen mit mir vor hatte und darauf vertrauen, dass es dies nur gut meint.
Veränderungen sind etwas wunderbares, spannendes, bereicherndes.
Veränderungen können aber auch zerstörerisch und aufwühlend sein.
Ratlos, Ängstlich, voller Vorfreude oder Verzweifelt stehen wir ihnen gegenüber.
Es tut der Welt und uns Menschen gut, dass von Zeit zu Zeit eine Veränderung eintritt. Wie auch jetzt, sie holt uns heraus aus der Selbstverständlichkeit, mit der wir vieles in unserem Leben zuvor betrachtet haben. Soziale Kontakte, Arbeit, Geschäfte, Hobbys…
Solch einen großen Traum zu verfolgen ist Luxus und ihn nun verschieben zu müssen, ein Luxusproblem
Ich kämpfe weder mit meinem Leben noch mit meiner Existenz, habe ein Dach über dem Kopf und leide nicht Hunger noch Armut.
In diesem Land, wo ein hoher Lebensstandard herrscht, vergisst man schnell mal, dass nichts was wir haben, selbstverständlich ist.
Die Dinge verlieren ihren Wert, bis…sie auf einmal nicht mehr da sind.
Gesundheit, Freunde, Geschäfte mit prall gefüllten Regalen, all das ist ein sehr großes Geschenk, wie das Leben selbst und genauso vergänglich.
Aber was wir tun können ist, dankbar zu sein für das Positive was ist und den Moment zu genießen.
Ich werde nun schauen welche Alternativen für mich in Frage kommen.
Fest steht, dass die Reise so wie ich sie ursprünglich geplant hatte, dieses Jahr nicht mehr statt finden wird.
ABER: Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben. Die Mongolei bleibt mein Traum den ich verfolgen werde, wann - wird sich zeigen. Nur weil ich dieses Jahr vielleicht nicht in die Mongolei fahren kann, bedeutet es aber noch lange nicht, dass ich gar nicht reisen werde.
Der Weg ist das Ziel!
und weil meine Schritte mir bis hier her bereits viele wunderbare Erlebnisse beschert hat, blicke ich voller Neugier auf das, was noch kommt, auf diesem Weg.
Start der Tour
TÜV und andere Hindernisse
Ein kleiner Rückblick in den März zu einer Zeit, wo der Lock-Down in Deutschland noch nicht stattgefunden hatte:
Leicht deprimiert von der Entwicklung der Pandemie und den damit einhergehenden Auswirkungen auf meine Mongoleireise, schreit alles in mir nach Trost.
Ich träume mich also auf wilde Tour mit der Africa Twin durch Deutschland
…aber halt stopp ... da war doch was...
eine wesentliche Sache fehlt noch: das Siegel der HU auf dem Nummernschild meines Motorrads!
Also, bevor es losgehen kann, muss vorher noch einiges erledigt werden.
Mehr zu dem ersten erfolglosen Besuch beim TÜV kannst du hier nach lesen:
https://www.carounterwegs.com/2020/03/11/reisevorbereitungen-5/
Ob meine Träumerei noch Wirklichkeit wurde, seht ihr dann im zweiten Teil dieser Videoreihe.
Die letzte Fahrt zum TÜV für dieses Jahr ist gleichzeitig erste mit der Benutzung des Intercom meines 10 C Evos!
Neue Blinker hinten (Die ich Chris von Sautters Moto Channel 🤝zu verdanken habe , Fußrasten für den Sozia montiert, Kette gespannt, Neue Bremsscheibe hinten, Lichtkegel korrekt eingestellt und ab geht die Post…
…wenn auch mit Hindernissen….
Kurvenkunde gibt’s gratis dazu, vom wesentlich erFAHRENEREN Africatwinfreund Markus, mit dem ich mich außerdem über Reifen und sicheres Fahren austausche.
Two Twins On Tour II
Remscheid - Kahler Asten
Mit frischem TüV geht es für die zwei Africa Twins auf eine Tour von Remscheid zum Kahlen Asten.
Der Kahle Asten ist mit 842 m nach dem Langenberg der zweithöchste Berg in Nordrhein-Westfalen. Er liegt bei Winterberg im Hochsauerlandkreis. Von hier oben hat man einen fantastischen Rundblick mit spektakulären Panoramen en masse.
Die Wetterwarte des Deutschen Wetterdienstes kann besichtigt werden, oder die Ausstellung des LWL-Landesmuseums für Naturkunde im Berggasthof.
Besonders für uns Motorradfahrer sind die Serpentinen des Kahlen Astens ein Genuss, aber auch für Wanderer oder Wintersportler ist das hier ein vielversprechender Fleck Erde.
Ein großes Thema was uns als Naturliebhaber und Freiheitsjunkys besonders in Zeiten von Corona, wo zeitweise auch Campingplätze geschlossen wurden, beschäftigt ist das Wild Campen.
So sehr wir das skandinavische Jedermannsrecht auch loben, in Deutschland ist es nicht erlaubt, sein Zelt in der wilden Natur aufzuschlagen.
Wir finden jedoch, dass es für Abenteuerreisende im Zwecke der Vorbereitung auf eine größere Tour vertretbar ist, WENN man sich an gewisse Regeln hält.
Die erste Regel des wild campen lautet: spät kommen (sprich mit Einbruch der Dunkelheit) und früh wieder gehen.
Als zweiten wichtigen Punkt wie wir finden, gilt es beim Wild Campen einen vor fremden Blicken möglichst geschützten Platz zu finden, sprich er sollte möglichst abgelegen und gut versteckt sein.(Naturschutzgebiete sind hierbei aber natürlich tabu!)
Außerdem sollte der Platz mit den Motorrädern zugänglich sein, sodass man sein Zelt direkt daneben stellen kann. Das hat den Vorteil, dass man seine Klamotten nicht weit schleppen braucht UND man hat alles gut im Blick.
Dass man diesen Platz so verlässt wie man ihn vorgefunden hat, Müllfrei, erklärt sich von selbst. Genauso, dass man dort keinen Unfug macht und niemanden stört. (Weder Tier noch Mensch)
Zur Voraufklärung zählt also das Umfeld abzuchecken, den Boden (Gras ist optimal) und sofern abschätzbar sicher zu stellen, dass man sich nicht mitten in einem aktiven Jagdgebiet befindet.
Schlechte Erfahrungen oder unangenehme Begegnungen beim Wild campen haben wir bisher nicht gemacht. Okay, ich muss zugeben, bei mir spielt die Phantasie gerne mal etwas verrückt, aber gerade in Deutschland gibt es ja keine Tiere die einem hier gefährlich werden könnten , außer eben Wildschweine. und auch mit Menschen sollte es keine Probleme geben (eine Garantie gibt es dafür natürlich nie )
Two Twins On Tour III
Wild Zelten in Deutschland
🏕An diesem Morgen erwache ich in meinem Zelt und höre rings herum nichts als die Geräusche der Natur: 🦉Vögel die mit einem Freudenkonzert den Tag begrüßen, 🍃das Rauschen der Blätter die vom frischen Wind sanft bewegt werden, und das stetige Fließen des Baches, der sich nur wenige Meter von meinem Zelt entfernt am Rande eines nebeldurchzogenen Waldes schlängelt🏞.
Mit allen Fasern meines Körpers genieße ich diesen Moment des Seins, hier draußen, in der Abwesenheit von Gesellschaft.
⚡️Apropos Gesellschaft: Die hatte ich bis gestern noch von einem guten Freund, Markus. Der war allerdings an diesem Morgen, samt seinem Motorrad, spurlos verschwunden und ich hatte keine Ahnung, wo er sein könnte🤷🏼♀️.
Hatte ich so laut geschnarcht , dass er in der Nacht aus seinem wenige Meter entfernt aufgeschlagen Zelt geflüchtet war um Lärmschutz zu suchen😑?
Das Video hat die Antwort und mehr zum Thema wild Zelten in Deutschland.
Wer beim Campen in Deutschland erwischt wird, für den kann es teuer werden…
Im Schwarzwald z.B. gibt es bereits buchbare Wildcampingplätze, wo von Mai bis Oktober sogenannte Trekking Camps gebucht werden können, den Link dazu findest du ebenfalls unter diesem Video und in meinem Blog.
Dort ist das Übernachten im National- und im Naturpark Schwarzwald erstmals offiziell erlaubt. Die Camps liegen alle abseits der Ortschaften und sind nur zu Fuß erreichbar. Wasser und Verpflegung müssen die Trekker*innen selbst mitbringen und Müll muss wieder mitgenommen werden.
Sicher eine schöne Sache.
Aber geht es nicht auch noch freier? Ohne Buchung und Zeitbegrenzung?
Hierzu möchte ich mit euch einige Gedanken teilen, die ich aus einem Artikel der Zeit Online entnommen habe:
In Deutschland wohnen über 77 Prozent der Menschen in Städten. Dabei machen Wald und Landwirtschaft über 80 Prozent der Bodennutzung in Deutschland aus. Sprich, Natur, und die wartet direkt vor der Stadt.
Wer also nicht die ewig gleichen und bald wieder überlaufenen deutschen Hot Spots und Urlaubsziele ansteuern möchte, sondern den ansteckungsgefahrlosen Wald - für den ist es notwenig, dass das Wildcampen auf dem Land erlaubt wird.
Das skandinavische Jedermannsrecht oder auch allemansrätt wie der Schwede sagen würde, könnte hier als Vorbild fungieren.
Es erlaubt nicht nur freien Zugang zur Natur – das gibt es als "Betretungsrecht“bereits in Deutschland, sondern auch das Zelten in der Wildnis. Es setzt lediglich Einschränkungen wie eine Mindestdistanz des Schlafplatzes zu Häusern fest.
Um in Deutschland sein Zelt aufzuschlagen, braucht es das Einverständnis des Bodeneigentümers - aber versuch mal den Besitzer einer kleinen Koppel zwischen Wäldern inmitten einer bergigen, Häuserfreien Landschaft ausfindig zu machen - das ist ungefähr wie einbeinig auf dem dicken Zee balancierend 100 Kilo zu drücken - genau, verdammt schwer.
Wir Menschen brauchen mehr Achtung sowie ehrliches Interesse für die Natur- und das alles entdecken wir hier draußen am besten.
Die Corona-Krise ist ein guter Anlass, schnell neue Regeln einzuführen.
Ich spreche mich deutlich dafür aus, dass Naturtourismus – so, wie es in anderen Ländern schon selbstverständlich ist – leise und rücksichtsvoll, auch in Deutschland erlaubt wird.
Es hätte viele Vorteile, wie Ansteckungen einzudämmen, den sozialen Frieden zu sichern und es würde der Entfremdung von der Natur - die besonders bei vielen Kindern aber auch Erwachsenen in Städten vorliegt - entgegenzuwirken.
„Gerade jetzt, da unsere Gesellschaft eine Zäsur erlebt, ist Träumen und kreatives Denken erlaubt. Eine Welt, in der die Natur den Menschen offensteht und die Menschen die Natur gut behandeln, ist möglich.“
Es könnte mit so kleinen Zeltausflüge am Bach, wie diesem, anfangen.
Denn „da draußen wartet kein Virus, sondern höchstens Heuschnupfen.“
Wenn du auch so siehst, teile dieses Video und ich freue mich, wenn wir damit die Begeisterung und Achtsamkeit für diesen Planeten verbreiten können.
+++ Zu dem Zeitpunkt der Tour war noch nicht klar, dass Corona auch in Deutschland zu einem Shut down des gesamten Landes führen würde. Natürlich sind wir aber auch zu dieser Zeit schon sensibel mit der Situation umgegangen.
Wir hatten keine anderen Sozialkontakte (außer beim Tanken) , waren selbstversorgend (sprich hatten an Nahrung alles dabei (außer Milch)😋 , brauchten kein Hotel und sind vorsichtig gefahren. +++
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