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Mein allererstes offizielles Offroad Training

 

Voller Vorfreude und Euphorie starte ich in den Tag meines ersten offiziellen Offroadtrainings.

 

Außerhalb der Straße bin ich bereits in Begleitung von 'alten' Motorradhasen gefahren, was mich auf die fixe Idee brachte: DAS WILL ICH AUCH KÖNNEN! DAS MACHT SPAß!

Durch Schlamm, über Schotter (der Stoff, der Inhalt für so manchen Biker Alptraum liefert), Wald und Wiesen fliegen und dabei der Natur noch ein Stück näher sein.

So, oder so ähnlich war es bei meinen ersten Offroaderfahrungen in freier Wildbahn.

Alles noch recht wackelig und unsicher, aber Spaß hat es trotzdem gemacht und ich war dem Schotter manchmal näher als mir lieb war (Face to face oder ass to ground)

 

Zu meiner Euphorie gesellte sich schlagartig ein vehementes Zittern am ganzen Körper, als ich am Trainingsgelände ankam und mein Gefährt für den heutigen Tag und all die fremden Gesichter sah.

Die neue Africa Twin CRF1000 L mit 95 PS - geschlagene 35 PS mehr als meine, fast 20 Jahre jünger und 15 000 € teuerer – und ca. 30 Männer und Frauen im Alter von 18 bis 60 Jahren – davon 80% Frauen und ungefähr 6 Trainer.

 

Der Trainingsplatz: Ein durch Baumstämme unterteiltes und punktuell mit Pylonen geschmücktes Gelände aus Sand, Schotter und Gras.

 

Ich hatte mir das ganze irgendwie 'wilder' vorgestellt.

 

Aber wie sich bald zeigen sollte, bedeutete dieses eher 'unspektakulär wirkende Gelände keineswegs weniger Anspruch. Ganz im Gegenteil, ich war mehr gefordert als jemals zuvor auf dem Motorrad.

 

Stehend auf meiner Africa Twin RD07 zu fahren, hatte ich bereits auf Asphalt einige Male just for fun geübt. Ging super, dank Lenkerhöhung und einem Gasgriff, der einiges verzeiht.

 

Hier nun aber mit dieser mir unbekannten Maschine, mit einem sehr sensiblen Gasgriff, gefühlten 1000 PS unter der Haube und dem Gedanken, sie bloß nicht zerstören zu wollen und AUF LOSEM UNTERGRUND, ließ mir das Fahren im Stand das Herz höher schlagen.

Und so fuhr ich mit pochendem Herzen (ich glaub, es war schneller als das takten des Motors meiner Maschine) so gut ich konnte hinter dem Trainer her – froh, dass ich die zweite war, denn mit einem sicheren Fahrer vor mir fühlte ich mich deutlich wohler.

 

Nächste Aufgabe: Kreise fahren. Enge Kreise fahren.

 

Dabei das äußere Knie nach vorne an den Tank schieben, äußere Fußraste belasten (sodass der innere Fuß quasi frei schweben kann), den Blick weit in die Kurve und ein entspannendes Lächeln.

 

Ein verkrampftes Lächeln, den Blick auf den Boden Richtung Vorderrad, der Körper steif wie Sahne und mit brennenden Oberschenkeln meisterte ich diese Aufgabe zumindest ohne dem neuen Motorrad ein Haar zu krümmen. Spätestens als wir innerhalb eines mit Pilonen gesteckten Kreises eine Acht fahren sollten, standen meine Haare zu Bergen.

 

Meine Nerven lagen blank und ich war maximal ratlos: WARUM KLAPPT DAS NICHT SO WIE ICH DAS WILL?!

 

„Konsequenz und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten!“ war die Antwort des fachkundigen Trainers mit Adleraugen, der auf seinem Motorrad wirkte, wie ein in den Sattel geborener Cowboy.

 

Tja, Vertrauen, so 'ne Sache, die sich nicht von heut auf morgen oder mal eben auswendig lernen lässt.

 

Das braucht Übung. Wiederholung. Und Mut.

 

Wie Hape Kerkeling in seiner Rolle der Evje van Dampen jetzt sagen würde: ARBEIT. ARBEIT. ARBEIT.

 

Ich war froh, als wir das Kurventhema nach einem halben Tag Üben hinter uns ließen und uns den Hügeln widmeten, die sich am Rand des Trainingsgeländes auftaten.

 

Das Gas vollkommen überdreht, die Windschutzscheibe der Africa Twin mit einem 'Klong' gegen meinen Helm gehauen und auf halbem Weg wieder rückwärts runter, das waren meine ersten Erfahrungen mit den Hügeln.

 

Da die Mongolei jedoch wesentlich höhere und viiiiele davon für mich bereit halten würde, lautete das Motto: ÜBEN! Weiter machen. Fahren.

 

Und siehe da, es klappte mit zunehmenden Wiederholungen besser.

Auch hier galt: Konsequenz. Auf halber Strecke Zweifeln bedeutet fallen oder den Berg rückwärts wieder runter zu rollen.

Die Körperlichen Fähigkeiten sind ja alle da, nur glaubt der Kopf das noch nicht.

 

Ich wünschte mir die Synapsen des Fahrtrainers. Aber der wollte blöderweise nicht tauschen – warum nur!?!

 

Im Endeffekt wäre es aber auch zu einfach und wo bliebe da die Herausforderung?! Die Anstrengung macht das Lernen ja erst zu dem was es ist: Überwindung. Arbeit. Schweißtreibendes Nicht aufgeben.

Dafür ist der Erfolg am Ende umso erfreulicher und genießbarer.

 

Das Bremsen mit ABS hatte für mich bei diesem Training ebenfalls Premiere und ich muss gestehen, es kostete mich einige Wiederholungen und Überwindung, bis ich mich traute den Bremshebel voll gen Lenkgriff zu ziehen.

Aber siehe da, der Bremsweg verringerte sich um die Hälfte und dank dem weiten Blick geradeaus sorgte mein Körper automatisch dafür, dass das Motorrad in einen stabilen Stand kam.

Faszinierend.

Bei meiner Queeni OHNE ABS wäre das nicht möglich und ich verstehe nun, was andere am ABS so mögen. Toll, dass ich das heute mal ausprobieren durfte.

Schlussendlich war das Training für mich – auch wenn ich längst nicht alle Aufgaben geschafft habe – ein voller Erfolg.

 

Ich habe geschwitzt, ich habe gebangt, gelernt und mit vielen netten Menschen und einem beeindruckenden Motorrad einen Batzen Spaß gehabt.

 

Erschöpft und zufrieden falle ich, kaum dass ich Zuhause bin in einen tiefen und wohligen Schlaf mit Träumen von Schotter, Hügeln, Synapsen und Konsequenz.

 

 

Mein besonderer Dank gilt Andreas Hülsmann und den Trainern von Heikes Escapes für die herzliche Unterstützung. 

 

 

Das Video zu dem Training geht diesen Freitag, den 19.04.19 um 12 Uhr online. 

Viel Spaß! 

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