Tag 8
Der Tag beginnt mit einem erfrischenden (unfreiwilligem deswegen bekleideten) Bad im Pool
An diesem Tag geht es von Greffern zurück nach Frankreich in die Nähe von Belfort. Auf dem Weg genieße ich die Aussicht vom Grande Ballon, dem höchsten Berg in den Vogesen, und geniale Passstraßen wie die Col du Bonhomme und die col de la Schlucht.
Außerdem esse ich meinen ersten französischen Flammkuchen ( mjami!!) und bewundere die filigrane Häuserkunst der vielen Dörfer die ich durchfahre
Tag 9
Es geht von Belfort 400km über Land nach Grenoble
Bei erlaubten 80 km/h auf Landstraßen, wünsche ich mir heute das erste Mal einen Tempomaten ... das unfreiwillige Foto von dem Blitzer, wäre mir dann vielleicht erspart geblieben ;)
La Virette
Ein Campingplatz 14 km vor Grenoble ist mein Lager für die nächsten zwei Nächte
Tag 10
Schlechtes Wetter - kein Grund für schlechte Laune
Vom Campingplatz la Virette nach Grenoble City
Grenoble
Glück gehabt! Kaum vom Grenoble City Trip zurück am Zelt, regnet und gewittert es nahezu den ganzen Tag...
Tag 11
Das zweite Mal auf dieser Reise packe ich ein nasses Zelt ein. Nachdem es die zweite Nacht in Folge geregnet hat, hoffe ich auf besseres Wetter im Süden Frankreichs und mache mich auf den Weg von Grenoble nach Menton an der Cote d'Azur
Alles ist in Nebel gehüllt, die Straßen nass, mir kalt und ich muss gestehen, dass ich etwas Bedenken habe, wenn dann noch extreme Passstraßen auf meinem Weg liegen. Diese Angst soll sich am Ende jedoch zu meinem Glück nicht bestätigen.
Denn nach ca. 2 Stunden lichtet sich der Nebel und es bietet sich mir diese fantastische Landschaft, in der es zwar windig ist, aber ich kann dank Sonne langsam auftauen und die Straßen sind trocken - Rutschgefahr adé, Fahrspaß olé!
Entlang am Lac de Castillon, dessen Wasser leuchtend türkis fast unwirklich und wie aus einem Fantasyfilm erscheint. Ich kann nicht fassen, dass ich wirklich hier bin und das alles erleben darf.
Wenn die Vernunft gegen die Selbstüberschätzung siegt
Erst so:
Keine 5 Minuten später liegt dieses kleine Dörfchen auf meinem Weg und ich beschließe kurzerhand doch lieber eine Kaffeepause einzulegen, bevor ich vor lauter Müdigkeit noch grobe Fehler mache. Zumal ich heute schon wieder geblitzt wurde, das zweite Mal in Frankreich und ich hoffe nur von vorn...
Immer wieder halte ich an, um diese umwerfende Landschaft festzuhalten, und dennoch bleibt das Gefühl, sie nicht gebührend einfangen zu können und in Bilder und Videos zu packen.
Und dann erreiche ich das erste Mal auf dem Motorrad das Meer - ein absolutes Highlight für mich!!!
Gut dass niemand sieht, wie ich unter meinem Helm singe,laut lache und Freudenrufe mache, weil ich sonst wohlmöglich vor lauter Glück platzen würde; sie würden mich für verrückt erklären...und ein bisschen bin ich das vielleicht auch :)
Kaum habe ich das Video beendet, reicht mir Guido ein Bier und begrüßt mich auf deutsch, er hatte mein Kennzeichen wohl schon bei der Einfahrt zum Campingplatz gesehen. Während ich mein noch nasses Zelt aufbaue erzählen wir. Er kommt aus Oberhausen, ist IT-Systemmanager und hat genau wie ich drei Wochen Urlaub, in denen er mit seinem Motorrad unterwegs ist. Das macht er trotz Kind und Frau am liebsten allein. Ich kann ihn ( auch ohne Kind und Mann ) so gut verstehen. Absolute Freiheit zu haben ist nunmal am ehesten gegeben, wenn man alleine reist.
Als er einen Tag später wieder aufbricht um seine Reise fortzusetzen, bin ich leider nicht schnell genug um ein Foto von ihm und seiner vollgepackten Maschine zu machen. Da wird mir nämlich klar, was er meinte als er davon sprach, 'Luxuscamping' zu machen. Das Gepäck auf seinem Motorrad ist höher und wuchtiger als das Motorrad selbst - ob er wohl Küche,Diele,Bad dabei hatte oder spielt er mit dem Gedanken, aus drei Wochen drei Monate zu machen? :) Ich wünsche ihm weiterhin eine gute Reise und freue mich über diese Begegnung. Immer wieder schön mit anderen Reisenden in's Gespräch zu kommen, deren Lebensgeschichten und Situationen kennenzulernen und sich über Erfahrungen auszutauschen.
Mit Blick auf's Meer und Guidos Willkommensbier beende ich diesen bisher großartigsten Travellertag mit Queeni.
Tag 12
Dieses Bild bietet sich mir, als ich am Morgen aus meinem Zelt schlüpfe
Zähneputzen mit Ausblick
Der Blick aus dem Bad des Campingplatzes hat ebenfalls einiges zu bieten , ein wirklich toller Platz! Und wie sich raus stellt, habe ich viel Glück überhaupt hier bleiben zu dürfen, denn eigentlich ist er bereits voll gewesen.
Vom Campingplatz zum Meer
Sind zu Fuß nur ca. 10 Minuten
Menton City
Wenn man einige Straßen von der Haupteinkaufsmeile entfernt geht, kann man Sandsteinhäuser mit süßen verspielten Malereien und meditarem Flair sehen, wo ich teilweise am liebsten einziehen möchte
Menton Beach
Der Strand ist für meinen Geschmack genau wie die Stadt total überlaufen und ich trete nach einem Bad im Meer und einem Einkauf im Supermarché die Flucht zurück zum Campingplatz an, wo es bedeutend ruhiger und schattiger ist.
Die französische Gastfreundschaft
Die Sympathie beruht wohl auf Gegenseitigkeit, sodass ein geselliger Abend auf mich wartet, bei dem ich mich mit den bruchstückhaften Überbleibseln meines Schulfranzösisch u.a. über Schauspieler , die deutsche Mentalität und meine Reise austausche. Das französische Lebensgefühl wird mir an diesem Abend wie folgt beschrieben "L'amour a ses raisons que la raison ignore"
(Die Liebe hat ihre Gründe, die der Verstand nicht versteht.)
Nach der Weinverkostung - es galt, unter drei verschiedene Sorten den besten heraus zu finden - zeigte mir Monsieur Campingplatzbesitzer seine 'Arley' (das 'H' ist bei den Franzosen stumm). Eine Screaming Eagle, die ich direkt mal Probe gesessen habe. Eindeutig, ihm steht sie deutlich besser!
Dies ist nun der dritte Abend, an dem ich zu alkoholischen Getränken eingeladen werde..mir dolcht, das ist unter Reisenden so üblich?! Für mich, die sonst selten Alkohol trinkt, hinterlässt das unweigerlich merkbare Folgen -> Nach ein paar Schlücken bin ich schon beduselt und ein dicker Kopf am nächsten Tag wird mir den Fahrspaß rauben.
Mir reichts erstmal mit dem Gesöff. Dass der gewohnte Sport nun schon länger ausfällt, macht mir eh ein unwohles Gefühl. Doch Motorradreisen und Sporten, das bekomme ich irgendwie noch nicht so recht hin.
Als ich zu meinem Zelt komme, sehe ich Menton bei Nacht - Romantik pur
Tag 13
Von Menton an Cuneo vorbei zurück nach Frankreich. Italien bietet zwar eine umwerfende Landschaft, doch fahrtechnisch ist heute nicht mein Tag.
Camping Les Grande Berges am Lac De Serre Ponçon
Wie erleichtert bin ich, als ich an diesem Tag mein Ziel erreiche
Die Auswirkungen dieser dezenten Wölkchen waren leider wenig dezent...
Tag 14
Nach dieser Nacht bleibt mir noch ein trockenes T-Shirt und eine Hose, die ich aus dem überfluteten Zelt retten konnte. Ansonsten ist so ziemlich alles vom plötzlichen ca. 2 Stunden andauernden Platzregen durchnässt - vom Schlafsack bis zum Buch.
Geschlafen habe ich immerhin bis zu einem zusätzlichen Happening, als ich von einem dumpfen Geräusch unmittelbar neben meinem Zelt abrupt wach wurde. Schnell zog ich mir etwas über, um zu sehen, was passiert war und meine Vorahnung bestätigte sich: Queeni hatte sich ebenfalls schlafen gelegt. Der Regen hatte den trockenen Boden weich werden lassen und so war ihr Seitenständer ( einen anderen hat sie nicht) in der Erde versunken. Zum Glück hatte ich beim Aufbau des Zeltes darauf geachtet, dass sie im Fall des Falles nicht auf mir liegt.
Als ich das Motorrad dann mitten in der verregneten Nacht, verschlafen und mit Flipflops aufheben wollte, stand plötzlich wie aus dem Nichts ein Mann vor mir : ' La Moto!' Sagte er. Mit seiner Hilfe stand Queeni im Nu wieder auf ihren zwei Rädern und wir lehnten sie zur Sicherheit gegen einen Baum.
Als ich am nächsten Morgen meine Klamotten zum trocknen aufhänge, kommt der ältere Herr erneut um zu fragen ob alles gut ist und die Maschine mich nicht erwischt hat.
Ich bedanke mich, erkläre ihm dass ich beim nächsten Mal besser auf den Standort des Motorrads achten werde und bin heil froh, dass er in der Nacht wohl auch durch den Rums des Falles wach gerüttelt wurde.
Wo ich mich am Vortag noch über den schattigen Zeltplatz unter dem Baum gefreut hatte, so wünsche ich mir heute, die Sonne würde dort etwas präsenter sein, um den Trocknungsprozess zu beschleunigen.
Bisher hatte ich das große Glück, in solchen Momenten immer Menschen um mich zu haben, die mir geholfen haben. Dieses und anderes Glück begleitet mich auf meiner Reise permanent und lässt mich dankbar und gelassen sein.
Der See bietet als Wiedergutmachung ein friedliches Bild am Morgen
Zum Glück kann ein Großteil meiner Sachen an diesem Vormittag in der Sonne trocknen. Ich schwimme derzeit in dem glasklaren See und empfinde dies als das schönste Schwimmerlebnis meines Lebens.
Weil es jedoch am Abend wie auch am kommenden Tag regnen soll, entschließe ich mich spontan weiter zu ziehen..noch so eine Nacht wähle ich freiwillig nicht nochmal.
Und so lande ich nach ca. 200 km u.a. über die fahrerisch wie auch landschaftlich atemberaubende N85 , die Route Napoleon, auf einem schnuckeligen familiengeführten Campingplatz in Bouvesse.
Es ist der dritte den ich an diesem Abend anfahre, die ersten beiden waren geschlossen und wäre es dieser ebenfalls gewesen, hätte ich wohl das erste Mal wild gecampt.
Tag 15
Augen auf bei der Wahl des Campingplatzes!
...oder besser Ohren zu?!
Der Weckruf in den heutigen Tag hätte nicht animalischer sein können.
Wie sich herausstellt, bin ich nämlich auf einem Bauernhofcampingplatz gelandet
Können diese Augen lügen? Ich glaube das Schwein möchte mit mir flirten... Für mich geht es jedoch schon früh an diesem Tag weiter, 400km nach Lörrach. Nochmal Schwein gehabt.
Die Berge, die gestern Abend noch so klar ersichtlich waren, sind heute hinter dichten Nebelschwaden versteckt.
Erkenntnis des Tages: Die Zeugen Jehovas campen übrigens auch.
Als ich meinen holländischen Campnachbarn der letzten Nacht eine Visitenkarte von meinem Blog in die Hand drückte ( Sie hatte so ungläubig gefragt , ob ich ganz allein reisen würde?!) , bekam ich ebenfalls eine Karte zurück...die der Sache einen leicht unangenehmen Beigeschmack gab.
Tag 16
Von Lörrach aus trete ich nun die letzten 500 km Heimfahrt an.
Die Heimkehr lässt mich spüren, dass ich mich verändert habe und die letzten 16 Tage nachhaltige Folgen haben werden.
Zurück in Deutschland bringt mich der Stau- und Baustellenverkehr auf der Autobahn schnell in den Stress zurück, den ich auf meiner Reise nicht einmal hatte. Wohl ein eindeutiges Zeichen.
Ich beende diese Reise mit einem letzten Bild von Queeni und den Vogesen im Hintergrund,
einem Kilometerstand von 120 735 km,
Dankbarkeit für diese großartige Erfahrung
und dem Entschluss, mein Leben mehr auf das Reisen auszurichten.